Heute ist die Parallels Workstation 2.1 erschienen. Dieser Emulator nutzt einen sogenannten Hypervisor, um die Hardware zwischen Gast- und Serverbetriebssystem zu teilen. Diese Technik kommt auch bei Xen zum Einsatz, was mich aufhorchen lies. Die Hypervisor-Technik soll nämlich – im Vergleich zu anderen Verfahren – für eine bessere Performance sorgen. Hinzu kommt ein Preis von 49,99$, da kosten vergleichbare Produkte mehr. Auf der Bestellseite wird für Deutsche Kunden ein Preis von 43,75 EUR ausgewiesen (ohne erweiterten Download Service, der nochmal 6,12 EUR kosten würde). Aber erstmal habe ich mir die Trial geholt, um das Programm auf Herz und Nieren zu prüfen.
Es steht auch ein Debian-Paket zum Download bereit, das ich gleich mal für die Installation verwendet habe. Auf meinem Testsystem habe ich nur den vorgefertigten Debian-Kernel (2.6.15-1-686) am Laufen, darum war die Installation etwas arg umständlich: Erstmal das Debian-Paket installieren, dann den Kernel-Source und die Header installieren, teilweise kompilieren, Symlinks setzen und dann das Parallels Konfigurationsskript starten. Die Installation muß als root ausgeführt werden.
dpkg -i Parallels-2.1.1658-lin.deb
apt-get install linux-source-2.6.15 linux-headers-2.6.15-1
cd /usr/src
tar xjf linux-source-2.6.15.tar.bz2
ln -s linux-source-2.6.15 linux
cp /boot/config-2.6.15-1-686 linux-source-2.6.15/.config
cd linux-source-2.6.15
make vmlinux
parallels-config
Mögliche Probleme bei der Installation
Wenn man die Kernel-Sourcen nicht installiert hat und den Kernel nicht compiliert hat, kommt eine solche Fehlermeldung:
Configuring Parallels Workstation 2.1 build 1658
Configuring Parallels Workstation 2.1 drivers...
Compiling Parallels Workstation 2.1 drivers...
Can not compile and/or link drivers. Read /usr/lib/parallels/doc/INSTALL
and follow instructions specified in this document.
Configuration and compilation log is available at /usr/lib/parallels/comp.log.12563.error
In diesem Fall kann man in der angegebenen Datei nachschauen was schief gegangen ist.
Wenn die Installation fertig ist…
Ausgeführt wird die Parallels Workstation nach der erfolgreichen Installation mit: parallels
Der erste Start sollte als root erfolgen, damit man den Trial- oder Registrierungs-Schlüssel eingeben kann. Er wird nicht im Benutzer-Homeverzeichnis gespeichert, sondern unter /usr. Die erfolgreiche Installation wird von parallels-config
wie folgt quitiert:
Configuring Parallels Workstation 2.1 drivers...
Compiling Parallels Workstation 2.1 drivers...
Drivers have been compiled successfully.
Installing drivers...
Starting drivers...
Loading Parallels Workstation 2.1 hypervisor ...
Loading Parallels Workstation 2.1 vm-main ...
Loading Parallels Workstation 2.1 vm-bridge ...
Loading Parallels Workstation 2.1 vmvirtualnic ...
Parallels Workstation has been successfully configured
Now you can run Parallels Workstation 2.1
Issue parallels command.
Damit die Module bei jedem Start geladen werden, sollte man sie in die /etc/modules
eintragen:
# Parallels Module:
hypervisor
vmvirtualnic
vm_bridge
vm_main
Windows XP installieren
Nach der Installation gings dann gleich ans Eingemachte: Windows XP von CD installieren. In der Parallels Workstation 2.1 hat das Windows XP Setup knapp 10 Minuten gebraucht, um die Installationsdateien auf die Festplatte zu kopieren (Virtueller mitwachsender Laufwerkscontainer mit max. 4 GB, 512 MB RAM). Die restliche Installation brauchte dann nochmal 25 Minuten bis man zum ersten Mal in XP eingelogged war. 35 Minuten für eine Windows XP Installtion ist schon auf einem nicht emulierten Rechner eine sehr gute Zeit, vor allem wenn man bedenkt das ich keine aktuelle CPU habe. Das so frisch installierte XP bootete in einer(!) Minute. Ebenfalls ein sehr guter Wert, das Original auf dem Rechner braucht wegen der installierten Software schon länger, im frischen Zustand war es sicherlich etwas schneller.
Noch eine Anmerkung zu Windows Updates: Installiert habe ich das Windows XP von meiner Slipstream SP1a/SP2 CD, danach wurden 38 Updates auf das blanke Windows geladen.
Hardwareanforderungen
Sehr wichtig ist für den Emulator sicherlich die CPU und der Speicherausbau. Man kann zwar den virtuellen Maschinen mehr RAM zuweisen als physikalisch vorhanden ist, wenn man die Maschine (bzw. zwei parallel) dann ausführen will, kommt eine Warnung das dies negativ für die Performance sein kann. Von einem Test mit zwei virtuellen Maschinen mit je 512 MB RAM habe ich dann Abstand genommen.
Testsystem
Installiert wurde auf einem Debian GNU/Linux unstable (sid) mit X.org 6.9 X-Server. Zur Information die Werte meiner CPU:
cat /proc/cpuinfo
processor : 0
vendor_id : AuthenticAMD
cpu family : 6
model : 8
model name : AMD Athlon(tm) XP 1700+
stepping : 1
cpu MHz : 1464.276
cache size : 256 KB
fdiv_bug : no
hlt_bug : no
f00f_bug : no
coma_bug : no
fpu : yes
fpu_exception : yes
cpuid level : 1
wp : yes
flags : fpu vme de pse tsc msr pae mce cx8 apic sep mtrr pge mca cmov pat pse36 mmx fxsr sse syscall mmxext 3dnowext 3dnow
bogomips : 2931.05
Die Maschine ist mit 1,25 GB physikalischem RAM ausgestattet.
Parallels Tools
Evtl. sehr hilfreich sind die Parallels Tools. Über das Menü „VM“ -> “ install Parallels Tools“ kann man ein Image in das virtuelle CD-ROM Laufwerk einlegen lassen. Windows XP startet dann ein Setup-Programm, das diverse Treiber installiert. Diese sind alle unsigniert und müssen abgenickt werden. Danach brauch die Maus nicht mehr vom Emulatorfenster eingefangen werden, sie geht dann natlos zwischen X-Windows und dem Emulation hin und her. Auch die Displayeinstellungen scheinen dadurch möglich zu werden.
Grafikauflösung
Getestet habe ich im Fenster die Auflösungen 800×600 und 1024×768, sowie im Fullscreen-Modus 800×600, 1024×768 und 1280×1024 (X-Server Auflösung: 1280×1024). Die 800x600er Auflösung funktioniert fast immer flüssig, nur bei CPU-Vollast sind Mausspuren zu sehen. Die höheren Auflösungen funktionieren bei mir nicht mehr ruckelfrei. Getestet habe ich jeweils eine Nachrichtenseite mit Flash-Animationen, auf der ich nach unten gescrolled habe. Positiv beim Scrollen war übrigens die Unterstützung für das Mausrad. 🙂
Fazit
Der Emulator macht auf den ersten Blick einen sehr guten Eindruck. Ressourcen braucht man für Emulatoren immer, dieser scheint auch recht sparsam damit umzugehen. Die CPU-Auslastung ist durch den Hypervisor nicht permanent 100%, die Integration in Linux klappt soweit prima. Was ich unter Linux nicht hinbekommen habe war die Einbindung meiner USB-Webcam. Parallels Workstation meldet das das USB-Gerät nicht in die VM gebunden werden kann. Ich werde Parallels Workstation auch noch auf einem Laptop mit weniger Speicher testen, da wird es zeigen müssen, was es kann.
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